Zahnheilkunde  

Die regelmäßige Kontrolle und professionelle Behandlung der Zähne sind auch beim Pferd von großer Bedeutung. Eine gute Zahnvorsorge kann entscheidend dazu beitragen, ein Pferd auf lange Sicht gesund, zufrieden und leistungsfähig zu halten.

Die Aussage, dass nur alte Pferde eine Zahnbehandlung brauchen oder eine Behandlung erst dann notwendig wird, wenn das Pferd offensichtlich Zahnprobleme hat, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Pferde sind sehr gut in der Lage, Schmerzen im Zahnbereich über Jahre hinweg zu kaschieren. Spätestens dann, wenn die Probleme auch für den Pferdebesitzer offensichtlich werden, ist die Behandlung oftmals mit größerem Aufwand und höheren Kosten verbunden.

 

Fachgerechte Untersuchung der Maulhöhle am unsedierten Pferd: die Zunge wird nicht aus dem Maul gezogen, um keine Schäden an Zungenbein oder Zungenbändchen zu verursachen.

 

Das Pferd kann seinen Kopf bequem in der Aufhängung ablegen.

 

Bei geöffnetem Maulgatter kann die ganze Maulhöhle vollständig untersucht werden.

Schon von Fohlenbeinen an sollte daher jedes Pferd in regelmäßigen Abständen dem zahnbehandelnden Tierarzt vorgestellt werden. Erfahrungsgemäß haben auch junge Pferde häufig schon sehr scharfe Kanten an den Backenzähnen, die beim Kauakt die Backenschleimhaut und die Zunge verletzen. Probleme im Zahnwechsel, erkennbar beispielsweise an einseitigen Knochenauftreibungen am Unterkiefer oder Oberkiefer, werden oftmals durch persistierende Milchzahnkappen hervorgerufen, die den Durchbruch der bleibenden Zähne behindern. Auch Zahnfehlstellungen können, sofern sie frühzeitig erkannt werden, am jungen Pferd effektiver behandelt werden.  

Beim neugeborenen Fohlen gibt eine Untersuchung der Zähne am ersten Lebenstag nicht nur Aufschluss über den Reifegrad, Zahnfehlstellungen können auch zum Zuchtausschluss führen.   

Fohlen im Alter von 5 Monaten - die Eckzähne sind noch nicht durchgebrochen.

Zweieinhalbjähriges Pferd im Zahnwechsel: Der bleibende Zahn ist bereits durchgebrochen und schiebt sich aus dem Zahnfach langsam nach oben.

Dreijähriges Pferd im Backenzahnwechsel - die einseitige knöcherne Auftreibung (roter Kreis) kann auf eine Störung im Zahnwechsel hindeuten. Bei diesem Pferd wurde anschließend eine persistierende Milchzahnkappe entfernt.

 

 

Wie oft sollten Sie Ihr Pferd routinemäßig zur Gebisskontrolle vorstellen?

 

Fohlen bis 2,5 Jahre: einmal im Jahr

Jungpferde bis zu einem Alter von 4,5 Jahren: zweimal im Jahr

Pferde älter als 5 Jahre: einmal im Jahr  

Ein hochgradiger "Diagonalbiss" bei einem alten Pferd - das Pferd hatte jahrelang schmerzbedingt nur noch auf einer Seite gekaut, bevor es wegen Abmagerung zur Untersuchung vorgestellt wurde. 

 

 

Backenzahnfraktur bei einem alten Pferd: Dieser Zahn ist seiner Länge nach durchgebrochen. In den Frakturspalt hat sich Futter eingeschoben, dadurch wird das lose Zahnfragment Richtung Gaumen gedrängt.

 

 

 

Schneidezahnfraktur mit Eröffnung des Wurzelkanals: Das Pferd war durch Abmagerung aufgefallen und ließ sich nicht mehr am Kopf anfassen. 

 

Schneidezahnfraktur mit Futtereinspeisungen - die bakterielle Zersetzung des Futters führt zu stinkendem Maulgeruch, das Zahnfleisch ist stark entzündet.

 

 

Fistel im Wurzelbereich des 303: Aus dem Fistelmund tritt Eiter, die Zahnwurzel ist verdickt und hochgradig schmerzhaft. Hier hilft nur noch eine Extraktion. 

Wie läuft eine Zahnbehandlung beim Pferd ab?

 

Jeder Zahnbehandlung geht eine gründliche klinische Untersuchung des Pferdes voraus. Nicht jedes Pferd, das nicht mehr frisst, hat automatisch Zahnprobleme.

Der Kopf, die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur des Pferdes werden eingehend untersucht, um gegebenenfalls erste Anhaltspunkte zu finden, die auf eine Störung der natürlichen Kaufunktion hinweisen.  

Für die Untersuchung der Maulhöhle und die maschinelle Korrektur der Zähne wird das Pferd sediert, ein Maulgatter eingesetzt und der Pferdekopf anschließend mit einer speziellen Haltevorrichtung in der gewünschten Arbeitsposition fixiert. Mit Hilfe eines Zahnspiegels und durch manuelles Abtasten werden die Kauflächen der Zähne und die Zwischenzahnbereiche untersucht und Befunde auf einem Zahnbefundbogen notiert. In besonderen Fällen kann die Untersuchung auch mittels Zahnendoskop durchgeführt werden.

Die anschließende Bearbeitung der Zähne erfolgt maschinell mit speziellen Schleifmaschinen. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts des Kauapparates im Sinne einer Dreipunktbalance zwischen Schneidezähnen, Backenzähnen und Kiefergelenken gelegt. Ein Pferd, das über ein ausbalanciertes Gebiss verfügt, wird es auch unter dem Reiter leichter haben, sich in Balance zu tragen.

Scharfe Backenzahnkanten vor der Bearbeitung...

 

 

...und nach der Bearbeitung

 

 

Im Anschluss an die Bearbeitung der Backen- und Schneidezähne wird routinemäßig der Kontakt der Kauflächen überprüft. 

 

Die extrem scharfen Kanten an den Außenseiten der Oberkiefer-backenzähne dieses Pferdes haben über Jahre hinweg die Backenschleimhaut verletzt.  

Ein langer Haken auf dem 306'er führte bei diesem Pferd zu einem schmerzhaften Geschwür der Wangenschleimhaut.

 

 

Auch die Zunge kann durch lange Zahnhaken und scharfe Kanten verletzt werden.

 

 

Wie lange dauert eine Zahnbehandlung?

 

Je nach Aufwand ist mit einer Behandlungsdauer von 40-45 Minuten zu rechnen.

 

Der landesübliche kurze „Blick ins Maul“ am unsedierten Pferd, der den Zustand der Zähne beurteilen und über eine notwendige Bearbeitung entscheiden soll, ersetzt keine gründliche Untersuchung in Sedation. Schmerzhafte Prozesse an den hintersten Backenzähnen, tiefe Zahnfleischtaschen oder sogar Zahnfrakturen können erfahrungsgemäß häufig erst am sedierten Pferdepatienten mit eingesetztem Maulgatter festgestellt werden.

 

Zu unserer Sicherheit und zur Sicherheit des Pferdes sowie aus Tierschutzgründen führen wir keine Behandlungen an unsedierten Pferden durch.

 

Falls Sie einen Sammeltermin in Ihrem Stall machen möchten, können Sie unten einen Vordruck downloaden.

 

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© Bernadette Bracher